„Ich bin ein überzeugter und konsequenter Kritiker des Parteien-Parlamentarismus und Anhänger eines Systems, bei dem wahre Volksvertreter unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit gewählt werden.“
Alexander Issajewitsch Solschenizyn, 2007

Dienstag, 26. März 2019

Antiziganismus

Immerhin 74 Jahre nach dem Ende der Hitlerei entdeckt Merkeldeutschland plötzlich eine besondere Verantwortung gegenüber den damals unterdrückten und verfolgten Volksgruppen der Sinti und Roma, auch bekannt unter dem landläufigen Begriff „Zigeuner“. Und so wird schnell mal am letzten Freitag im Bundestag ein weitreichendes Paket gegen „Antiziganismus“ beschlossen.
Mal wieder was Neues. Unwichtig wie nur irgendwas, überflüssig wie ein Kropf. Nein, nicht etwa, weil ich für irgendeine Diskriminierung von irgendwem wäre, sondern weil die Diskriminierung, Beleidigung und Verhetzung von Minderheiten bereits jetzt generell gesetzlich verboten ist, was die Zigeunerstämme automatisch einschließt. Also warum ein eigenes Gesetz, wenn geltendes Recht dieses doch bereits rechtlich abdeckt?

Möglichkeit eins: Man wollte mit „Antiziganismus“ einfach einen weiteren „Anti-irgendwasismus“ schaffen und zum Kampfbegriff aufblasen, den die AfD nicht verdammt, womit man eindeutig bewiesen hat, dass die nicht nur islamophob, xenophob, antisemitisch, sexistisch, rassistisch und wasweißichistisch sind, sondern auch antiziganistisch sind. Allgemein böse eben. Wie Vernunft nun einmal ist in Merkeldeutschland.

Möglichkeit zwei: Man diskutiert über irgend ein Nebelthema und spielt auf der Politbühne eine hochwichtige, medial vielbeachtete Humanismus-Gesetzgebung über Korrektsprech, während hinter den Kulissen die eigentlich wichtigen Themen abgehandelt werden wie die (wer hätte das gedacht…) Herstellung der Rechtsverpflichtung des erst nicht und nun doch rechtsverbindlichen Migrationspaktes samt seinen die Pressefreiheit verfassungsfeindlich aushebelnden Maulkorbregeln.

Möglichkeit drei: Die sind wirklich schon im politischen und ideologischen Burn-Out angekommen, haben absolut keine Antworten mehr auf irgendwelche brennenden Fragen und spielen nur noch ein bisschen Alibi-Politik auf Nebenschauplätzen, weil ihnen die Zügel schon lange komplett entglitten sind. Während sich vor ihrer Haustür am Alex in Berlin Hundertschaften türkischer und arabischer Clans wegen irgendwelcher Youtube-Anrotzungen prügeln und die alten sozialistischen Plattenbauten in Marzahn von arabischen und afrikanischen Clans übernommen werden, kümmern sie sich um das Zigeunerschnitzel. Das jetzt wohl anders benannt werden muss. „Rotationseuropäischer Haram-Fleischfetzen“ oder so. Keine Ahnung.

Möglichkeit vier: Das Ganze hat ein Ziel, das wir noch nicht sehen. Irgend eine weitere Einschränkung der Bürgerrechte, irgend eine Ausweitung der Maulkorb-Erlässe, irgend eine bald zufällig passierende Aktion, die zu sofortigem harten Handeln zwingt. Vorzugsweise gegen irgend eine Opposition. Wobei „irgend eine“ gut formuliert ist, wenn es eigentlich nur noch eine gibt.
Lassen wir uns überraschen.

Bis dahin kommt mir diese Musik ins Autoradio, und das laut und bei offenen Fenstern Immerhin ist Frühling und das Lied so romantisch und das lustige Zigeunerleben als so erstrebenswert verherrlichend…:


(Wer hätte damals in den 60ern gedacht, dass eine grüne Romantikerin und Baumbeweinerin heute mit dem gleichen Text zur rechtsextremen Antiziganistin gestempelt würde...)

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