„Ich bin ein überzeugter und konsequenter Kritiker des Parteien-Parlamentarismus und Anhänger eines Systems, bei dem wahre Volksvertreter unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit gewählt werden.“
Alexander Issajewitsch Solschenizyn, 2007

Samstag, 19. August 2017

Grünioten

Eigentlich sind die langweiligen Aktionen der Baumumarmer inzwischen ja keinerlei mediales Interesse mehr wert. Anders gesagt: Nicht einmal die Sau, die öfter quiekend durch das mediale Dorf gejagt wird, interessiert sich für die Kindergartenspiele von „Greenpeace“. Aktionismus ist nur noch interessant, wenn er von Flüchtilantenrettungsorganisationen oder den Identitären ausgelebt wird, die Grünlinge bringen kein Blut mehr zum Wallen. Eigentlich ist das Ganze eher eine Art Pfadfinderveranstaltung, damit unterbeschäftigte Langzeitstudierendspielende und arbeitslose Soziologieabgehende nicht vor Langeweile auf so richtig blöde Ideen kommen sondern ein bisschen die Welt bereisen, lustige Wale und Delfine oder gar einen einsamen Eisbären, bevorzugt mit knutgleichem Eisbärennachwuchs, einsam auf einer Eisscholle vorbeitreiben zu sehen. Ach, würden sie das kuschelige Knäuel doch einmal so richtig herzen und umarmen, dann hätte der mal wieder ein ordentliches Frühstück und die Evolution der menschlichen Gesellschaft könnte etwas erleichterter fortschreiten.

Aber weil diesmal zwei Österreicherinnen, zumindest dem Pass nach, also passable Österreicherinnen, nach einer nicht einmal besonders originellen „Aktion“ in der Arktis von der norwegischen Küstenwache einkassiert wurden, interessiert sich unsere Qualitätspresse genug dafür, um eine Meldung zu basteln. Wie im „Kurier“. Also werfe auch ich, des ständigen Matschens und Meuchelns friedensreligiöser Fahrschüler und Macheteure müde, meinen Blick einmal auf diese fröhlichen kleinen Weltenretterinnen, denen man bei aller putziger Beschäftigung mit dem Retten von Welpen und Walen zugute halten muss, dass sie sich wenigstens aus dem großen Menschenfischen vor den exghaddafischen Gestaden raushalten.

Dalia Kellou befindet sich im Gewahrsam der norwegischen Küstenwache. Die 23-jährige Wienerin wurde festgenommen. Genau wie ihre 34 Mitstreiter von Greenpeace. Unter ihnen ist auch eine weitere Österreicherin. Mit ihnen wollte sie die Ölbohrungen in der Arktis stoppen. Jetzt sitzt sie an Bord des Greenpeace-Schiffes "Arctic Sunrise", das beschlagnahmt wurde und nach Tromsø gebracht wird.“

Sie saß auch vorher schon an Bord dieses Greenpeace-Schiffes, das hat sie erst in diese blöde Lage gebracht. Also was soll das „Jetzt“ in dem Satz?

Der Satzbau erinnert sowieso eher an „Österreich“, der investigativen Qualitätszeitung für all jene, denen Dreisilbenwörter und Nebensätze ein Buch mit Sieben Siegeln oder einfach nur ein Werk von Shakespeare bleiben, aber man muss ja bedenken, welche Klientel man anspricht. Wie sollen durchschnittliche PISA-gebeutelte NMS-Abgängerinnen sonst den Inhalt verstehen?
Und damit diese kleinen Dumpfnüsse auch wissen, was für einen heldenhaften Kampf ihre Idole kämpfen, die so brutal von den Schergen des Großkapitals festgehalten werden, kommt die Soldatin der Welpenrettung auch ebenso zu knappem Wort:

"Du bist unterwegs und siehst auf das freie Meer, das klare Wasser. Dann kommt plötzlich aus dem Nichts so ein Monster ins Blickfeld. Daneben haben wir sogar einen Wal gesehen", schildert die 23-jährige Kellou. Grund genug für sie, um den strafrechtlichen Ärger in Kauf zu nehmen, der ihr wegen des Protests gegen die Öl-Plattformen droht. "Für mich überwiegt die Legitimität der Aktion."

Da ist also klares Wasser und sogar Wale, wie schrecklich! Und dann plötzlich dieses Monster!
Das ist ja fast so schrecklich, als ob man durch einen friedlichen Wald spaziert und den Vögelein beim Zwitschern lauscht und plötzlich vor einem gigantischen rumpelnden Generator am Stiel steht.

Natürlich fährt der Kutter der Grünioten mit reiner Moral und einem Schuss Helfersyndrom, geschmiert mit einer ganzen Kanne Selbstgerechtigkeit, aber auf keinen Fall mit diesem dreckigen Treibstoff, den dieses „Monster“ aus dem Meer fördert, oder? Haben die ihren Kahn bis in die Arktis gepaddelt? Jedenfalls haben sie entsprechende Löcher an der Seite, aber für ein Segel kommt mir als Laien der Mast zu kurz vor.
Wikiblödia erklärbärt es so:

Die Arctic Sunrise wird von einem 9-Zylinder-Viertakt-Dieselmotor des Typs MaK 9M452AK mit einer indizierten Leistung von 2.495 PSi (entspricht etwa 1619 kW) angetrieben, der über Getriebe und Wellenanlage auf einen Verstellpropeller wirkt. Das Schiff erreicht damit eine Geschwindigkeit von 13 kn. Vorn und achtern ist je eine Querstrahlsteueranlage mit je 400 PS eingebaut. Die Stromversorgung erfolgt über zwei Dieselgeneratoren des Typs Deutz 6BF6M1013 mit einer Scheinleistung von jeweils 175 kVA.“

Ob der Schiffsdiesel aus den Siebzigern wohl die Euro-6-Norm erfüllt? Wie war das mit der Vorbildwirkung? Liest man da was von Elektroantrieb und Sonnensegeln?
Da machen die Welpenretter 35 Mann und Männinnen hoch einen Betriebsausflug zum Whale watching mit einer klapperigen Dreckschleuder und wollen so nebenher noch ein bisschen antikapitalistischen Demonstrationstourismus spielen und das auch noch genau gegen jene dermaßen pieksaubere, von klarem Wasser und glücklichen Walen umspülte Bohrinsel, die genau das produziert, durch das diese Logikgranaten ihren Ausflug überhaupt erst machen können – das ist sowas von pittoresk, und die merken das nicht mal.

Wohlstand einer Gesellschaft ist der Zustand, in dem vor lauter Langeweile Leute anfangen, genau das zu bekämpfen, was den Wohlstand erst ermöglicht. Scheinbar eine Gesetzmäßigkeit, die bisher noch jede Wohlstandszivilisation in die Barbarei zurückkatapultiert hat. Und wir befinden uns bereits im freien Flug. Solche Knallfrösche sind da nur das Rauschen des Fahrtwindes.

Dass die wackere Arktisreisende vor strafrechtlichen Konsequenzen keine Angst hat, kann man verstehen, wenn man einfach mal spekulativ davon ausgeht, dass sie nichts zu verlieren hat, weder Job noch Besitz, und auch keinerlei Verpflichtungen für eine Familie besitzt. Dass sie von der „Legitimität der Aktion“ faselt, ist nur mit der Wirkung jahrelanger neuronaler Konditionierung erklärbar. Da ist jemand bei der Heldengeschichte der Eisbärenretter, die die Sozialkundelehrerin beim lustigen Eisschollen-aus-Styropor-Basteln erzählt hat, geistig hängengeblieben. Illegale Aktionen sind nicht automatisch legitim, nur weil frau(chen) sich im moralischen Recht fühlt.
Woher das Recht kommt steht in der Verfassung und in den Gesetzen, beschlossen von denen, die dafür gewählt wurden. Wer das ändern will muss andere wählen und nicht in versifften alten Kuttern illegale Aktionen durchführen.
Und das gilt in vollem Umfang für die Gutmenschen-Mittelmeerflotte auch. Die halten alles für legitim, was sie für legitim halten, weil sie es für legitim halten. Pippi Langstrumpfs Welt. Eine in sich geschlossene Bubble, vom Universum der Realität ungeküsst.

Seit fünf Jahren engagiert sich Kellou ehrenamtlich für die Organisation. Warum?“

Weil sie die ganzen Jahre nichts anderes zu tun hatte?

"Weil es Leute mit Macht gibt, die diese Macht ausnützen. Man muss ihnen Limits aufzeigen."

Wo genau ist jetzt die Trennlinie zwischen „Greenpeace“ und der Kommunistischen Partei? Na gut, das Thema Junge Grüne und Kommunisten hatten wir zur Genüge. Aber ich glaube, die Knallroten haben nicht das Geld für Betriebsausflüge zu den Eisbären.

Zuvor protestierte sie schon in der Schweiz gegen Atomkraft und in Luxemburg gegen das Freihandelsabkommen. "Aber die Arktis, die ist schon spannend", sagt die Studentin.“

Man fährt halt hin, wo es „spannend“ ist. Demotourismus. Die Einen stehen auf Demotourismus mit Integralhelm und Schlagstock zur G20-Demo, die anderen auf Whale watching und Kajak fahren.
Und „Studentin“ beantwortet einige Fragen. Es darf vermutet werden, weder an der Montan-Uni noch generell in MINT, denn die haben erfahrungsgemäß gar keine Zeit für sowas. Und brauchen das auch nicht für den weiteren beruflichen Werdegang in Profi-NGO‘s oder von Linken dominierten Ämtern.

Eigentlich wollten die Aktivisten so lange bleiben, bis ihre Nachrichten gehört werden.“

Von wem? Den Walen? Den Eisbären? Dem Nordlicht? Dem eigenen Hirn?

Sieben Stunden lang protestierten sie in Kajaks vor der Plattform, platzierten eine 300 Kilogramm schwere Weltkugel davor, die mit Nachrichten von 1000 Menschen beschriftet war.“

Okay, das mit dem Hirn nehme ich reuevoll zurück. Man soll über Benachteiligte nicht lästern.
Die 300-Kilo-Kugel ist hinkünftig wohl die mit Abstand größte Meeresverschmutzung in der Nähe der Bohrinsel. Hoffentlich knallt kein armer Wal mit seinem Kopf dagegen, während er versucht, die Nachrichten zu entziffern, bevor sie in der aggressiven Salzluft verrotten und als Dreckringe um die somit saturngleiche Bohrinsel kreisen.

Reaktion von der Bohrinsel gab es dazu keine.“

Leute, als ihr glaubtet, die Gesänge der Wale und das Kalben der Gletscher zu hören, war das das tausendfache Gelächter aus dieser Stadt im Meer! Die haben doch jetzt noch Bauchkrämpfe von euch!

Nur die Aufforderung, das Gebiet zu verlassen. Tatsächlich dürften die Aktivisten in die Sperrzone rund um die Plattform eingedrungen sein. Die Küstenwache wurde daraufhin tätig und beschlagnahmte Donnerstagabend das Schiff. "Auch an Bord sind Mitarbeiter der Küstenwache. Aber wir können uns frei bewegen", schildert Kellou. In der Nacht auf Sonntag soll das Schiff in Tromsø ankommen.“

Tja, das ist die Bedeutung des Wortes „Sperrzone“. Hat was mit Sicherheit zu tun. Die Grünioten waren durch das Eindringen in die Sperrzone, deren Sinn darin besteht, im unruhigen Polarmeer den Zusammenstoß der bewohnten Bohrinsel mit leichtsinnigen bis hirnrissigen Seemannsspielern zu vermeiden, die Einzigen, die wirklich Mensch und Umwelt in Gefahr brachten. Weil sie unbedingt gegen den Hersteller der eigenen Tankfüllung demonstrieren wollten.
Meine Fresse, wie dämlich!

Erst im vergangenen Jahr hatte die norwegische Regierung neue Ölförderlizenzen vergeben – auch im Gebiet Korpfjell. Und das würde laut Greenpeace dem Pariser Klimaschutzabkommen und der norwegischen Verfassung widersprechen. Durch die Nähe zur arktischen Eisdecke hätten Experten davon abgeraten, dieses Gebiet für Bohrungen freizugeben.“

Welche arktische Eisdecke denn? Erst erzählen sie uns jahrelang, dass der Pol faktisch weggeschmolzen ist und der Klimawandel, an dem aber nur Autofahrer und keine Kutter-Touristen schuld sind, es für Jahrhunderte unmöglich macht, dass überhaupt noch einmal Eis am Pol erscheinen wird außer eine dünne Schicht zu Weihnachten, und dann regen sie sich auf, ihrer Meinung nach (die natürlich mehr Gewicht besitzt als die von Richtern, sonst könnte man gegen vermuteten Verfassungsbruch schlicht und einfach und vor Allem dieselsparend Klage vor dem Verfassungsgericht erheben) sei das „Monster“ zu nah an der nicht vorhandenen Eisdecke gelegen.

Naja, es ist mal wieder putzig, was für pittoreske Organisationen und Gestalten sich eine Wohlstandsgesellschaft mit ihrem Überfluss so leisten kann. Was die niemals begreifen, ist, dass das erste, was sich eine sterbende Wohlstandsgesellschaft vom Hals schafft, nicht etwa Dieselautos oder atomstromgetriebene Farbfernseher sind, sondern solche Idioten.
Hat was tröstliches.

1 Kommentar:

Heinz hat gesagt…

"Dann kommt plötzlich aus dem Nichts so ein Monster ins Blickfeld."

Da kam mir spontan in den Sinn die wäre doch glatt zu so einem Windpark in der Nordsee gefahren.