„Ich bin ein überzeugter und konsequenter Kritiker des Parteien-Parlamentarismus und Anhänger eines Systems, bei dem wahre Volksvertreter unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit gewählt werden.“
Alexander Issajewitsch Solschenizyn, 2007

Freitag, 23. November 2018

»Darf man einen Flughafen nach einem Vergewaltiger benennen?«

von LePenseur


... fragt sich DiePresse — gewohnt souverän von her/APA/dpa abschreibend — bänglich, denn:
In Chile soll ein Flughafen den Namen des Literaturnobelpreisträgers Pablo Neruda tragen. Doch es gibt Protest, denn der Poet hat in seinen Memoiren eine Vergewaltigung gestanden. 
... wo Neruda doch zu den Säulenheiligen aller Linken, und insbesondere Linksextremen, gehört. Da fällt dann gleich — #MeToo hin, Kampf-Feminazi her — doch gleich ein milderes Licht aufs Poppen einer Hausangestellten, die das Geilheits-Gesabber eines proletariatsaffinen Edelmenschen einfach zu ignorieren wagte ...

Isabelle Allende tritt dem jetzt möglicherweise um eine Flughafendbenennung umfallenden Dichter — Polit-Propagandist wäre vermutlich zutreffender, man denke etwa an seinen zum Fremdschämen peinlich-servilen Stalin-Lobpreis*) — beherzt zur Seite (und posthum ihrer Geschlechtsgenossin in die Weichteile), wenn sie schreibt:
„Sehr wenige Menschen – insbesondere mächtige oder einflussreiche Männer – benehmen sich bewundernswert“, sagt Allende. „Unglücklicherweise war auch Neruda ein Mensch mit Fehlern, wie wir alle in der einen oder anderen Weise, aber 'Canto General' ist trotzdem ein Meisterwerk.“
Wie man sieht: auch einflußreiche Frauen können sich wenig bewunderswert benehmen. Kleine Frage an die GenossInnen: wie verträgt sich eigentlich solche Milde mit der harschen Beurteilung eines flapsig-ironischen Satzes eine SPÖ-Funktionärs, der deswegen in die Wüste geschickt werden soll? Ist eine nachweisliche Vergewaltigung für eine so herausragende Ehrung (und das ist eine Flughafen-Benennung zweifellos) etwa weniger störend, als eine bloß möglicherweise (der Redner bestreitet nämlich, den unterstellten Sinn intendiert zu haben) taktlose Stegreif-Anmerkung in der Wortmeldung eines Provinzpolitikers?

Es gibt etwas, was ich fürs Leben nicht ausstehen kann, das ist: Messen mit zweierlei Maß! Man stelle sich bloß vor, nicht ein Pablo Neruda hätte ein Hausmädchen vergewaltigt, sondern bspw. ein Ernst Jünger (den ich von der schriftstellerischen Qualität allerdings um ein paar Klassen über Neruda ansiedeln würde, und der dennoch nie den Nobelpreis erhielt — weil er eben kein Linker war). Würde man dann in Deutschland auch nur daran zu denken wagen, ein Flughafen nach ihm zu benennen ...? Ja, mehr noch: obwohl Jünger kein Hausmädchen vergewaltigt hat — dächte man daran?

-----

*) das einzige, was ich im Netz fand, war diese englische Übersetzung. Ich habe in meiner Bilbliothek zwar ein Buch, in dem auch eine deutsche Übersetzung zu finden ist, vergeude aber nicht meine Lebenszeit, so einen Schmarrn abzutippen.



1 Kommentar:

raindancer hat gesagt…

es geht mich nichts an ..aber warum schliesst ihr euch nicht zusammen?
http://www.gegensexuellegewalt.at/
https://alexandrabader.wordpress.com/