Das ist — nur ohne
Fragezeichen, sondern mit dadurch »moralisch« erhobenem Zeigefinger —
der Titel eines Leitartikels, den Mag. Ulrike Weiser für DiePresse verfaßte. Tenor des Artikels: wie konnte die Eva bloß! Da hilft auch kein Disclaimer am Textanfang:
Eines vorweg: Eva Glawischnig darf alles. Jede(r) hat das Recht, sich den Job zu suchen, der einem gefällt. Auch Ex-Politikerinnen.
»Und
Brutus ist ein ehrenwerter Mann«, läßt Shakespeare den Marc Antonius solange
wiederholen, bis auch der letzten Zuhörer den besagten für einen
ehrlosen Hund hält. Ja, das ist Rhetorik! Aber deshalb auch richtig?
Wir
werden nicht falschgehen, wenn wir Wetten darauf abschließen, daß Frau
Mag. Weiser (stammt sie aus der Dynastie des — lt. Wikipedia —
»unkonventionellen Konservativen« Peter Weiser?
Keine Ahnung ...) insgeheim die Grünen favorisiert und vermutlich auch
wählt, mag sie noch so sehr bei einer vorgeblich »bürgerlichen« Zeitung
arbeiten.
Nun,
Frau Weiser: wie Sie richtig erkannt haben, darf Eva Glawischnig einen
Job suchen, der ihr gefällt. Und daß sie diesen Job-Wunsch just vor den
Kärntner Landtagswahlen publik machte und aus der Partei, der sie so
lange vorstand, austrat, ist kein Zufall und auch keine Naivität,
sondern bewußte Retourkutsche. Frauen sind so — nein, nicht alle (bevor
man mir »Sexismus« oder ähnliche Depperl- Wörter an den Kopf wirft),
aber signifikant viele.
Erinnern
Sie sich an eine Dame, die Ihnen vermutlich weit weniger sympathisch
war (und ist) als die grüne Eva: an Barbara Rosenkranz? Auch die wurde —
wenngleich weitaus milder, aber eben doch — irgendwie von ihrer Partei
... gemobbt wäre zu stark gesagt ... sagen wir: vergrault. Dabei hatte
sie in den schwierigsten Zeiten der FPÖ einiges an Mumm und
Charakterfestigkeit bewiesen. Nun ja, sie war irgendwie ein kleines
Stolpersteinchen auf dem Weg in die Regierung, zugegeben, und da hat
man sie halt auf einen chancenlosen Listenplatz positioniert ...
Sie
wissen, wie die Chose ausging: Rosenkranz kandidierte mit Schnell (den
man auch nicht ganz konsensual in Salzburg abgesägt hatte) als
chancenlose Splitterpartei, und kostete die FPÖ Stimmen. Nicht nur jene,
die die Splitterpartei tatsächlich erhielt, sondern auch jene, die
deshalb einfach zuhause blieben. Vielleicht wäre sich für die FPÖ sonst doch noch
ein zweiter Platz bei der Nationalratswahl 2017 ausgegangen.
Haben
sich die GrünInnen irgendwie anders verhalten? Nun, vielleicht noch
mieser, als sie wegen einer frechen Rotzpip'n von
Studenten-Jungpolitikerin, die ihr ans Bein pinkeln wollte, mit gewisser
Begeisterung an Glawischnigs Sessel zu sägen begannen. Nicht, daß die
nicht selbst jeden Grund dafür geliefert hätte: daß sie als ebenso
unfähige wie sendungsbewußte Parteichefin Dutzende Leute vergrämt hatte,
hat ihr Feinde en masse geschaffen, die nur darauf warteten, daß jemand
den Bann um die »Chefin« brach. Und wenn's nur ein naives Mäderl von
den »Jungen Grünen« war ...
Nein:
Eva Glawischnig hat mit perfektem Timing ein klares, bewußtes
Revanchefoul an jener Partei inszeniert, die sie ins Out gedrängt
hatte. Daß sie daran selber schuld war — nun: soviel Selbstkritik, das
zu erkennen, sollte man keinem Politiker (und schon gar keiner
Grünpolitikerin) zutrauen!
Politik
ist ein schmutziges Geschäft, und LePenseur weiß, warum er nicht in
diese Arena steigt: denn keiner kommt da nach Rosen duftend wieder
heraus. Frau Glawischnig ist mit ihrer Jobwahl ohnehin auf die
sprichwörtliche »Butterseite« des Lebens gefallen: gut dotierter Job mit
Pseudo-Tätigkeit und null Verantwortung für irgendwas — Herz und
Bankkonto, was wollen sie mehr!
Daß
diese ihre Aktion vielleicht den endgültigen Untergang der GrünInnen
einleitet — nun, ich wäre der letzte, der ihr dafür nicht von Herzen
dankbar ist! Hätte ich mir je gedacht, daß ich Glawischnig einmal Dank
sagen wollte ...?
Für
Mitglieder links-grüner Medienredaktionen sieht das freilich ein
bisserl anders aus: die fühlen halt langsam, wie die Luft aus ihren
aufgeblasenen Vorstellungen von Deutungshoheit zu entweichen beginnt,
und der an der Decke schwebende Ballon der Selbstwertschätzung
allmählich verschrumpelt zu Boden sinkt. Willkommen in der Realität,
Frau Mag. Weiser! Sie werden lernen müssen, daß die Menschen nicht nach
Belieben manipulierbar sind. Nicht einmal durch die geschickte Rhetorik
eines Leitartikels in einem »Qualitätsmedium«.
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