Die Wogen gehen hoch, denn immerhin hat die Regierung eines
beschlossen: „Bei Gleitzeit sollen zwölf Stunden tägliche
Arbeitszeit möglich werden…“
Und so tobt die linke Reichshälfte über die beschlossene
Ausbeutung der armen Arbeiter, die man hier angeblich brutal
dazu zwingt, bis zu zwölf Stunden am Tag arbeiten zu dürfen, wobei
die letzten zwei Stunden ausschließlich freiwillig und als
ausbezahlte Überstunden geleistet werden müssen.
„Arbeiterkammerpräsidentin
Renate Anderl ortet eine „Attacke gegen alle Arbeitnehmer, aber
insbesondere gegen junge Familien“. Und sie befürchtet: Wer die
11. und 12. Überstunde ablehne, riskiere eine fristlose Entlassung.“
Die Arbeiterkammerpräsidentin, ihres Zeichens lebenslange (auch
zwangs-)beitragsfinanzierte ÖGB-Angestellte und -Funktionärin, die
nicht eine Minute in der Privatwirtschaft verbrachte, hat anscheinend
keine Ahnung, wo die Sorgen junger Familien wirklich liegen. Es gibt
viele junge Leute, vor Allem Männer (zumindest die, die schon länger
hier leben) die sogar ganz bewusst möglichst viele Überstunden
machen, wenn diese ausbezahlt werden, weil sie einfach das Geld
brauchen können wenn sie bauen, einrichten, Familie gründen wollen.
Die sind dankbar, wenn sie bezahlte Überstunden angeboten
bekommen. Die einzige Attacke gegen sie ist es, wenn ihre Firma zwar
haufenweise Aufträge hat und sie gerne arbeiten kommen und das Geld
dafür kassieren würden, aber nicht dürfen, weil fettgefressene
Gewerkschaftsfunktionäre ihnen das verbieten.
Und als wenn diese Gängelei noch nicht reicht, muss die
Klassenkampfrhetorikerin den im Arbeitsrecht nicht so bewanderten
Arbeiterschäfchen ordentlich Angst einflößen. Das Märchen, wer
nicht bei jeder Erfordernis sofort freudig rund um die Uhr schuftet
bekomme sofort die Fristlose, wird als Angst- und Panikmelodie
getrommelt, was das Zeug hält. Dabei dürfte man gerne mal Beispiele
nennen, wo so etwas funktioniert hätte, dass ein Arbeitgeber wegen
einmalig verweigerter Überstunden sofort die Fristlose erteilt
hätte. Die bekommt man ja sogar bei schweren Vergehen des
Arbeitnehmers kaum am Arbeitsgericht vorbei. Also reine
Angstmacherei, Panik schüren, den Klassenkampf ausrufen, denn: „Bei
Gleitzeit sollen zwölf Stunden tägliche Arbeitszeit möglich
werden…“
Ach ja, das Zitat ist übrigens nicht aus dem Gesetzesvorschlag der
bösen neoliberalen mordorianischen Regierung, die ausgezogen ist,
die Arbeiter zu knechten und an sich zu binden in ewige Finsternis,
sondern aus dem sonnendurchfluteten Propagandamachwerk des
prinzessenhaften Pizzakanzlers Kern, dessen einzige Leistung während
seiner ungewählten Kanzlerschaft neben der strategischen Ausrichtung
der SPÖ an den Methoden des Herrn Silberstein und dessen
Heuschreckenfreunde und der medienwirksamen Auslieferung einer Pizza
an einen Wiener Parteikollegen das Verfassen und gloriose
Selbstvorstellen eines „Plan A“ war, in dem dieses Zitat auf der
Seite 34 steht. Wörtlich. „Bei Gleitzeit sollen zwölf Stunden
tägliche Arbeitszeit möglich werden…“
Genau das, was jetzt beschlossen wurde.
Also kämpfen die Roten gar nicht gegen den Zwölf-Stunden-Tag,
sondern nur dagegen, dass nicht sie es waren, die ihn beschlossen
haben, denn dann wäre es ein guter Zwölf-Stunden-Tag, den
die Proletariere aller Länder freudig arbeiten gegangen wären,
während es jetzt ein böser neoliberaler Zwölf-Stunden-Tag
ist, an dem die Proletarier ausgebeutet und geschunden werden. Wenn
Strache dem zustimmt, ist er ein Verräter aller Arbeiter, wenn Kern
das umsetzt, ist es eine Errungenschaft zum Wohle der Arbeiter.
Und denen glaubt noch irgendwer, der auch nur rudimentär ein Hirn
hat, noch irgendwas?
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen