Neulich in Ankara
Der türkische Präsident und Sultan in spe ist vor die
internationale Presse und eine Handvoll hunderttausend persönlicher
Verehrer getreten und hat sich bei seinen Landsleuten entschuldigt.
Nach dem blamablen Spiel seiner beiden glühenden Verehrer Özil und
Gündogan und deren brustschwacher medialer Performance bat er seine
Untertanen um Vergebung für den Fehler, sich für ein Selfie mit den
beiden herzugeben. Er hatte keinen Verdacht, dass stolze Türken, die
in England Fußball spielen, gleichzeitig Knechte des faschistischen
alemannischen Ziegenregimes sein könnten. Es tue ihm Leid, sprach
der osmanische Führer, und er werde alles tun, um seinen wirklichen
Fans, den Freunden von Frieden, Liebe, Stolz und Ehre, ein Geschenk
zu machen, und kündigte schon einmal die Ausrottung der irakischen
Kurden an.
In der von frenetischem Jubel begleiteten Begeisterungswelle spülte
es jeden Anflug leisen Zweifels an der Glorie des kommenden Khalifen
der Umma aus den Reihen seiner Anhänger und dem zerknirschten
Gesandten Allahs wurde machtvoll die bedingungslose Liebe seiner
Untertanen versichert.
Neulich in Kabul
Der oberste Geschwisterrrat für Liebe und Gnade der Taliban hat,
angefeuert durch die Reformen in Saudi-Arabien, befunden, dass
Modernität in das Land zurückkehren soll. So ist es ab sofort
erlaubt, auch bunte Burkas zu tragen; die Auswahl der Farbe obliegt
ganz allein der Frau, die sich freudig verhüllen möchte und deren
Herz sich nach Abwechslung und modischem Chic sehnt. Es darf jede
Farbe verwendet werden, es gibt nur eine einzige unbedeutende
Einschränkung: Sie darf nicht heller sein als das traditionelle
Schwarz.
Zwei Modegeschäfte in Ost-Kabul, die den weisen Spruch falsch
auslegten und Burkas in tiefem Dunkelbraun anboten, wurden von
Sprengkommandos der Taliban freundlich auf ihren Irrtum hingewiesen.
Die Aufräumarbeiten dauern an.
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