I
Unfassbar! Der BND hat in
Österreich spioniert! Wer hätte das gedacht? Ein
Geheimdienst spioniert Botschaften rund um Die UNO in Wien aus und
bedient sich nebenher auch noch gleich bei einigen Waffenfirmen und
Technologieführern. Man darf verwundert sein, aber seien wir mal
ehrlich: Wer ist es wirklich? Doch nur, wer glaubt, die Liste der
Geheimdienste, die in Österreich schnüffeln, wäre kürzer als die
der geleakten „Opfer“ der BND-Schnüffelei.
Die Frage ist nur: Woher hat der „Standard“ diese Informationen?
Ein aus dem BVT zugespieltes Geheimdokument? Ein von Putins
Doppelagenten ausgestreuter Fake zum Sprengen des europäischen
Zusammenhaltes? Oder, weil der Zeitpunkt gar so zufällig daherkommt,
eine Intrige aus Merkels Umfeld, um dem Seehofer justament an dem
Wochenende, an dem Merkels Bettvorleger mal wieder ein bisschen wie
ein Tiger knurren und zum Sprung ansetzen will, eine reinzuwürgen
und ihn rücktrittsreif zu schießen? Denn wegen seiner renitenten
Weigerung, Merkels Wunsch nach offenen Grenzen zu bejubeln, könnte
sie ihn schlecht feuern ohne einen Koalitionskrieg loszutreten, doch
wegen einer Geheimdienstaffäre schon. Und in seiner Dissertation
scheint er richtig zitiert zu haben.
Praktisch, oder?
II
In der „Krone“
wird jeden Tag ein eigenes Russen-Bashing abgefeiert, wie es in den
Medien gerade hip ist. Und so lässt man einen Dödel mit dem Taxi
auf der Suche nach einer Balalaika mitten an einem russischen
Feiertag quer durch Moskau fahren, von einem geschlossenen
Hinterhofgeschäft zum nächsten, bis der Taxler entnervt aufgibt und
einfach davonfährt. Man kann aber so schön über die doofen Russen
und ihre maroden Geschäfte herziehen.
Zwei Dinge sind mir trotzdem dazu eingefallen.
Erstens: Wie kann man sich als Österreicher lustig machen über
einen Taxler, der ganz offensichtlich keine Ahnung hat, was zu tun
ist, und wenn er nicht mehr weiter weiß einfach abhaut, wenn wir
immerhin jahrelang von so etwas regiert wurden – freiwillig gewählt
von den Österreichern! Die Russen haben zwar auch doofe Taxler,
machen die aber nicht zu ihrem Regierungschef!
Zweitens: Wenn man schon kleine Hinterhofgeschäfte abklappert und
sich dann zu einem kleinen Supermarkt in einem sozialistischen
Erbschaftsbau karren lässt, warum nicht zum barocken Einkaufstempel
GUM oder gleich in das „Avia Park“, seines Zeichens das größte
Einkaufszentrum Europas? Weil man da etwas Positives hätte zeigen
können, und das hätte nicht zum Auftrag des täglichen
Russenbashings gepasst?
Wird wohl so sein. Hahaha, Schenkelklopf, Auftrag erfüllt.
Eins noch: Hoffentlich war das nicht der gleiche Taxler, der dann
gestern durchgedreht hat und in eine Menschenmenge gerast ist. Wäre
ja pikant, wenn das zu diplomatischen Verwerfungen führt, nur weil
ein österreichisches Medium mit lustigem Russenverarschen einen von
denen in den Wahnsinn treibt, bis er komplett austickt...
III
Ach ja, Fußball-WM. Da war ja was. Ich schaue mir als Fußballmuffel
zumindest bei der WM ja gerne mal das eine oder andere Spiel an,
wobei Deutschland von meiner diesjährigen Liste vorsorglich
gestrichen wurde. Das Eröffnungsspiel konnte ich leider nicht sehen,
freue mich aber für die Gastgeber, dass sie so toll gewonnen haben.
Aber was ich mir anschauen konnte, war die zweite Halbzeit von
Marokko gegen Iran. Naja. Da hat der Ramadan wohl Spuren hinterlassen
und auch die allgemeine Laune war nicht gerade fröhlich. Wenn die
einfach mal den Ball beiseite getan und sich nur mal so ganz ehrlich
gegenseitig die Fresse poliert hätten, wäre das Elend etwas kürzer
abgelaufen. Aber ein Gutes hatte das: Nach diesem Auftritt am Freitag
fiel mir die Entscheidung, bei sommerlichem Wetter ein weiteres
fußballfreies Wochenende zu verbringen, viel leichter. Da sitze ich
lieber mit einer Karaffe Südfranzösischem auf der Terrasse und
betrachte in meinem Graten das Unkraut beim Wachsen. Ist spannender.
IV
Wenn es bei Klonovsky immer heißt „den Sonntag den Künsten“,
dann kann man sich ähnlich wie bei Freund LePenseur auf Schmankerl
des Ernsthaften einstellen. Deshalb stelle ich als
proletarischstämmiger Freund des künstlerisch Flachen dem mal etwas
Seichtes gegenüber. Warum denn sowas, mag sich da mancher fragen?
Seltsam verkleidete Leute, die feurige Folk-Musik abfeiern? Ganz
einfach: Als mir als Freund von auf modern getrimmten klassischen
oder altertümlichen Instrumenten gespielter Musik zufällligerweise
dieses Video unterkam, kam mir der ketzerische islamophobe
Hetzgedanke, dass ich mir nicht vorstellen kann, eine Horde in
Wüstengewänder und Burkas gekleidete Vollblutmuslime würde vor
einer iranischen Provinzmoschee eine solche Show abziehen. Wenn mir
etwas an dieser Musik ganz besonders gefällt, dann, dass in unserer
angeblich so ausbeuterischen, den Menschen knechtenden und
christlich-muffigen Kultur des Westens so etwas einfach möglich ist:
Folklore, Spaß, feurige Rhythmen. Dazu ein Spanferkel und süffiger
Wein. Da weiß ich wieder, welches Problem ich mit dem Islam bekomme,
wenn dessen Anhänger glauben, sie müssten meine Lebenswelt
beeinflussen.
Schönen Sonntag an alle!
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