„Ich bin ein überzeugter und konsequenter Kritiker des Parteien-Parlamentarismus und Anhänger eines Systems, bei dem wahre Volksvertreter unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit gewählt werden.“
Alexander Issajewitsch Solschenizyn, 2007

Sonntag, 17. Juni 2018

Sonntags immer

I

Unfassbar! Der BND hat in Österreich spioniert! Wer hätte das gedacht? Ein Geheimdienst spioniert Botschaften rund um Die UNO in Wien aus und bedient sich nebenher auch noch gleich bei einigen Waffenfirmen und Technologieführern. Man darf verwundert sein, aber seien wir mal ehrlich: Wer ist es wirklich? Doch nur, wer glaubt, die Liste der Geheimdienste, die in Österreich schnüffeln, wäre kürzer als die der geleakten „Opfer“ der BND-Schnüffelei.

Die Frage ist nur: Woher hat der „Standard“ diese Informationen? Ein aus dem BVT zugespieltes Geheimdokument? Ein von Putins Doppelagenten ausgestreuter Fake zum Sprengen des europäischen Zusammenhaltes? Oder, weil der Zeitpunkt gar so zufällig daherkommt, eine Intrige aus Merkels Umfeld, um dem Seehofer justament an dem Wochenende, an dem Merkels Bettvorleger mal wieder ein bisschen wie ein Tiger knurren und zum Sprung ansetzen will, eine reinzuwürgen und ihn rücktrittsreif zu schießen? Denn wegen seiner renitenten Weigerung, Merkels Wunsch nach offenen Grenzen zu bejubeln, könnte sie ihn schlecht feuern ohne einen Koalitionskrieg loszutreten, doch wegen einer Geheimdienstaffäre schon. Und in seiner Dissertation scheint er richtig zitiert zu haben.
Praktisch, oder?

II

In der „Krone“ wird jeden Tag ein eigenes Russen-Bashing abgefeiert, wie es in den Medien gerade hip ist. Und so lässt man einen Dödel mit dem Taxi auf der Suche nach einer Balalaika mitten an einem russischen Feiertag quer durch Moskau fahren, von einem geschlossenen Hinterhofgeschäft zum nächsten, bis der Taxler entnervt aufgibt und einfach davonfährt. Man kann aber so schön über die doofen Russen und ihre maroden Geschäfte herziehen.

Zwei Dinge sind mir trotzdem dazu eingefallen.
Erstens: Wie kann man sich als Österreicher lustig machen über einen Taxler, der ganz offensichtlich keine Ahnung hat, was zu tun ist, und wenn er nicht mehr weiter weiß einfach abhaut, wenn wir immerhin jahrelang von so etwas regiert wurden – freiwillig gewählt von den Österreichern! Die Russen haben zwar auch doofe Taxler, machen die aber nicht zu ihrem Regierungschef!

Zweitens: Wenn man schon kleine Hinterhofgeschäfte abklappert und sich dann zu einem kleinen Supermarkt in einem sozialistischen Erbschaftsbau karren lässt, warum nicht zum barocken Einkaufstempel GUM oder gleich in das „Avia Park“, seines Zeichens das größte Einkaufszentrum Europas? Weil man da etwas Positives hätte zeigen können, und das hätte nicht zum Auftrag des täglichen Russenbashings gepasst?
Wird wohl so sein. Hahaha, Schenkelklopf, Auftrag erfüllt.

Eins noch: Hoffentlich war das nicht der gleiche Taxler, der dann gestern durchgedreht hat und in eine Menschenmenge gerast ist. Wäre ja pikant, wenn das zu diplomatischen Verwerfungen führt, nur weil ein österreichisches Medium mit lustigem Russenverarschen einen von denen in den Wahnsinn treibt, bis er komplett austickt...

III

Ach ja, Fußball-WM. Da war ja was. Ich schaue mir als Fußballmuffel zumindest bei der WM ja gerne mal das eine oder andere Spiel an, wobei Deutschland von meiner diesjährigen Liste vorsorglich gestrichen wurde. Das Eröffnungsspiel konnte ich leider nicht sehen, freue mich aber für die Gastgeber, dass sie so toll gewonnen haben. Aber was ich mir anschauen konnte, war die zweite Halbzeit von Marokko gegen Iran. Naja. Da hat der Ramadan wohl Spuren hinterlassen und auch die allgemeine Laune war nicht gerade fröhlich. Wenn die einfach mal den Ball beiseite getan und sich nur mal so ganz ehrlich gegenseitig die Fresse poliert hätten, wäre das Elend etwas kürzer abgelaufen. Aber ein Gutes hatte das: Nach diesem Auftritt am Freitag fiel mir die Entscheidung, bei sommerlichem Wetter ein weiteres fußballfreies Wochenende zu verbringen, viel leichter. Da sitze ich lieber mit einer Karaffe Südfranzösischem auf der Terrasse und betrachte in meinem Graten das Unkraut beim Wachsen. Ist spannender.

IV

Wenn es bei Klonovsky immer heißt „den Sonntag den Künsten“, dann kann man sich ähnlich wie bei Freund LePenseur auf Schmankerl des Ernsthaften einstellen. Deshalb stelle ich als proletarischstämmiger Freund des künstlerisch Flachen dem mal etwas Seichtes gegenüber. Warum denn sowas, mag sich da mancher fragen? Seltsam verkleidete Leute, die feurige Folk-Musik abfeiern? Ganz einfach: Als mir als Freund von auf modern getrimmten klassischen oder altertümlichen Instrumenten gespielter Musik zufällligerweise dieses Video unterkam, kam mir der ketzerische islamophobe Hetzgedanke, dass ich mir nicht vorstellen kann, eine Horde in Wüstengewänder und Burkas gekleidete Vollblutmuslime würde vor einer iranischen Provinzmoschee eine solche Show abziehen. Wenn mir etwas an dieser Musik ganz besonders gefällt, dann, dass in unserer angeblich so ausbeuterischen, den Menschen knechtenden und christlich-muffigen Kultur des Westens so etwas einfach möglich ist: Folklore, Spaß, feurige Rhythmen. Dazu ein Spanferkel und süffiger Wein. Da weiß ich wieder, welches Problem ich mit dem Islam bekomme, wenn dessen Anhänger glauben, sie müssten meine Lebenswelt beeinflussen.
Schönen Sonntag an alle!



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