Rosenkranz in der "ZiB 2": "Kenne ich nicht, interessiert mich nicht"
Wie eng sind die Verstrickungen zwischen FPÖ und Identitären? Darum ging es im ORF-Interview mit dem FPÖ-Klubobmann, das jedenfalls zeigte: Nichtwissen und Nichtwissenwollen stehen einem Politiker schlecht an.Ein bemerkenswertes Interview war gestern, Dienstag, in der "ZiB 2" zu sehen. FPÖ-Klubobmann Walter Rosenkranz kam ins Studio, um über das Verhältnis zwischen FPÖ und den Identitären in Österreich zu sprechen. Was jedenfalls nicht gut für ihn endete, denn ein simples "früher fanden wir die Identitären interessant, jetzt grenzen wir uns ab" reichte nicht, um die Fragen zu beantworten.
Bemerkenswerter als das Wolf-Interview am Dienstag ist jedenfalls der Artikel, den DiePresse sich
darüber zu publizieren nötig fand. Denn wenn es ein Musterbeispiel von
mehr oder weniger subtiler Untergriffigkeit gibt, dann ist es dieser
Artikel.
Schon die Eröffnungsphrase des Teasers
Wie eng sind die Verstrickungen zwischen FPÖ und Identitären?
liegt eine klare Vorwegnahme des Urteils.
»Verstrickt«
ist man nicht in etwas Harmloses, sondern in Verbrechen, wenigstens
aber Anrüchiges. Schon im ersten Satz wird also eine kriminelle oder
wenigstens anrüchige Verbindung zwischen FPÖ und Identitären
hergestellt; unhinterfragt, denn die Formulierung »Wie eng ...« läßt
schon erkennen: die Tatsächtlichkeit der behaupteten »Verstrickung«
braucht nicht mehr nachgewiesen zu werden, sondern nur mehr die
Intensität.
Sieht
so seriöser Journalismus aus? Oder sind das die Vorgaben des heimlichen
Förderers, der halt bisweilen zum Forderer der Redaktion wird — okay,
das ist jetzt ebenfalls eine Insinuation (aber ich lege sie hiermit auch
offen!) — nur eine realitätsnahere als die der behaupteten
»Verstrickungen« ...
Aber weiter im Text:
Nichtwissen und Nichtwissenwollen stehen einem Politiker schlecht an.
Fraglos.
Aber auch einem Journalisten. Bei dem (oder der, wie wir angesichts des
Artikels von Frau Schmidt-Vierthaler sofort hinzufügen wollen) äußert
es sich allerdings v.a. im Nichtwissenwollen von Fakten und Umständen,
die die »griffige« Geschichte möglicherweise in einem etwas anderen
Licht erscheinen lassen könnten.
Aber weiter in der griffigen Geschichte:
Gegenüber Moderator Armin Wolf gab Rosenkranz aber den unbefangenen Politiker, der die Identitären vor 2014 zwar "erfrischend" fand, mit denen er aber wirklich nie etwas zu tun hatte.
Er
»gab« — heißt mit anderen Worten: er schauspielerte, er log. Wenn dem
so ist: bitte um Nachweis, daß Herr Rosenkranz kein unbefangener
Politiker ist, weil er (durch »Verstrickung«?) mit Identitären (wenn
auch vor 2014) eben befangen ist. Wird der Nachweis erbracht, werden
wenigstens Recherchen für einen solchen Nachweis angekündigt?
Fehlanzeige.
Außerdem sei auf Parteiebene alles geklärt, denn ein Vorstandsbeschluss verbietet eine Funktion in der FPÖ für jene, die bei den Identitären tätig sind.
Hier
wird wieder das geschickte Stilmittel der indirekten Rede angewandt,
die im Leser Zweifel säen soll: es »ist« ja nicht alles geklärt, sondern
es »sei« bloß so. Zugegeben: geschickt — aber unredlich. Es wäre nicht
schwer gewesen, die Existenz dieses Vorstandsbeschlusses zu
verifizieren, und diese Recherche im Artikel auch bekanntzugeben.
Nochmals: Fehlanzeige.
Dass nicht alles so klar ist, zeigten mehrere Beispiele. Etwa: Das rechte Onlineportal "Info-Direkt" appellierte an die FPÖ, sich nicht von den Identitären zu distanzieren. Immerhin "sitzen wir Patrioten in einem Boot mit Martin Sellner". Die Plattform gehört, wie Medien berichten, zwei FPÖ-Mitarbeitern in Oberösterreich.
Sind
»Mitarbeiter der FPÖ« gleichbedeutend mit Funktionären der FPÖ? Ist in
dieser Pauschalität wohl sicherlich nicht richtig. Ist die
Berichterstattung der »Medien« überhaupt richtig? Angesichts zahlreicher
Falschberichte der Medien wäre wohl etwas Vorsicht geboten, oder?
Dass sich Rosenkranz in dieser Frage auf "die journalistische Freiheit" berief, darf doch verwundern.
Nein
— verwundern darf die von einer Journalistin (!) geäußerte Verwunderung
über das Berufen auf die journalistische Freiheit! Ist das nicht ebenso
eine Selbstverständlichkeit, wie wenn man bezüglich eines Anwalts oder
Arztes auf dessen berufsrechtliche Verschwiegenheitspflicht verweist,
oder beim Bankier auf das Bankgeheimnis? Wenn die journalistische
Freiheit nur genutzt werden dürfte, von den jeweiligen Machthabern
jeweils gewünschte Meinungen zu äußern, dann hätten wir in Österreich
faktisch schon eine Diktatur. Schon mal darüber nachgedacht, Frau
Schmidt-Vierthaler?
Ein FPÖ-Politiker, der eine Wohnung an die Identitären vermietet (quasi deren Partei-zentrale)? Das sei eben "das österreichische Mietrecht" - wobei Rosenkranz auch nicht wusste, ob der Vermieter gerne kündigen würde.
Warum
stellte Frau Schmidt-Vierthaler dem FPÖ-Politiker, der die Wohnung
angeblich vermietet, nicht selbst diese Frage? Bzw. Herr Wolf — der ja
Herrn Rosenkranz befragte. Über die Frage, ob jemand »gerne kündigen
würde«, wird wohl nur der Betroffene selbst Auskunft erteilen können.
Was er noch nicht wusste: Ob der Gründer der Identitären ein Mitglied der Burschen-schaft Olympia ist, bei der auch mehrere FPÖ-Nationalratsabgeordnete sind.
Ach
ja — und weil eine nicht unerhebliche Zahl der roten Bonzen bei den
Freimaurern Mitglied ist, muß der SPÖ-Klubobmann (für Piefkes:
»Fraktionsvorsitzende«) wissen, wer bspw. bei der SOAL (einer Gruppe ähnlicher Größe und Relevanz wie die IB in Österreich) Freimaurer ist? So ganz im Ernst jetzt?
Zum Schluß haut Frau Schmidt-Vierthaler noch einmal ordentlich auf die Pauke:
Dass es nach diesem Interview Kritik oder Angriffe der FPÖ auf den ORF geben wird, ist nicht unwahrscheinlich. Die ersten sind - via Twitter - schon eingetrudelt.
Aha.
Kritik = »Angriffe«. Denn Frau Schmidt-Vierthaler schreibt im Plural,
der sich nur auf den Plural »Angriffe« im Satz davon beziehen kann. Wer
den Tweet gelesen hat, staunt: so sehen also »Angriffe« aus?
Daß
der Artikel — der natürlich von vielen Lesern kontrovers kommentiert
wurde — erhebliche Defizite an journalistischer Qualität aufweist,
bringt ein Kommentarposter ebenso höflich wie klar auf den Punkt:
Gottlieb Baron
Sehr geehrte Frau Rosa Schmidt-Vierthaler, Ich beziehe mich auf Ihren Beitrag „Rosenkranz in der "ZiB 2": "Kenne ich nicht, interessiert mich nicht" in der heutigen Ausgabe der Presse.
Bis vor sehr Kurzem kannten wir all wohl die Identitäre nur flüchtig, vom Hörensagen oder so. Mir ist jedenfalls nicht bewusst, das ein Qualitätsmedium inkl. ORF in der jüngeren Vergangenheit sachlich zu dieser Gruppierung Fakten, Informationen, berichtet hat. Oder irre ich mich?
Wäre nicht die Überweisung vom Terroristen aus Neuseeland bekannt geworden, kein Medium würde sich heute um die Identitäre kümmern, oder?
Auch in der heutigen Debatte, nicht nur in Ihrem Beitrag, wird über die Positionen der Identitäre nicht berichtet. Es gibt nur die Verweise darauf dass diese rechts-radikal seien, etc. Aber was verbirgt sich dahinter? Ich weiß es nicht. Sicherlich, ein Herr Rosenkranz sollte sie kennen. Aber dem Normalbürger wurden sie bisher nicht schlüssig „vorgestellt“.
Sie sind ja Journalistin: Befassen Sie sich doch mal damit. Liefern Sie uns bitte Zahlen und Fakten. Wurde der Verein verboten? Sind seine Gründer und Anführer straf-rechtlich als Verhetzter oder wegen Wiederbetätigung verurteilt? Haben diese illegale Demonstrationen durchgeführt? Was sind deren Ziele, welche offenbar außerhalb des Verfassungsbogens stehen?
Bitte bringen Sie die Wahrheit ans Licht.
Mit freundlichen Grüßen aus Wien.
Ein
berechtigtes Anliegen, könnte man wohl meinen — denn nur aus einer
Wortspende (»Nicht anstreifen ...«), die dem Gehege bundespräsidialer
Zähne entwich, wird sich die Frage, ob die Identitären wirklich eine
»terroristische Vereinigung«, »rechtsextrem«, »rechtsradikal« oder
schlicht und einfach »rechts« sind, nicht beantworten lassen.
Es
bleibt freilich der Verdacht, daß genau das gewünscht wird. Käme
nämlich bei näherer Recherche heraus, daß die Identitären zwar rechts,
aber eben nicht rechtsradikal oder rechtsextrem (oder gar Terroristen)
sind, wäre in der linken Meinungslenkungsblase die Kacke am dampfen.
Dann stünde wieder eine bequeme Keule, mit der man lästige Gegner einfach niederknüppeln kann, weniger zur Verfügung! Dann gingen den Linken allmählich die Keulen aus, mit denen sie den »Diskurs« lenken wollen. Und das darf doch nicht sein! Jedenfalls nicht für Journalisten — die mit eindeutiger Mehrheit auch in einem »bürgerlichen« Medium, wie DiePresse eines zu sein vorgibt, linksgestimmt den Ton angeben ...
Dann stünde wieder eine bequeme Keule, mit der man lästige Gegner einfach niederknüppeln kann, weniger zur Verfügung! Dann gingen den Linken allmählich die Keulen aus, mit denen sie den »Diskurs« lenken wollen. Und das darf doch nicht sein! Jedenfalls nicht für Journalisten — die mit eindeutiger Mehrheit auch in einem »bürgerlichen« Medium, wie DiePresse eines zu sein vorgibt, linksgestimmt den Ton angeben ...
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