„Ich bin ein überzeugter und konsequenter Kritiker des Parteien-Parlamentarismus und Anhänger eines Systems, bei dem wahre Volksvertreter unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit gewählt werden.“
Alexander Issajewitsch Solschenizyn, 2007

Donnerstag, 12. Januar 2017

Der ferngesteuerte Trump



Man hat sich die letzten Tage ja schon gefragt, wo das Trump-Bashing noch hinführen soll, aber jetzt wird es absolut kurios: Ausgerechnet jene, die den Russen vorgeworfen haben, sie hätten Daten der Clintons gehackt, um Fake-News zu verbreiten, behaupten jetzt, die Russen haben geheime Informationen über Trump und können ihn dadurch faktisch fernsteuern. Putin weiß was, und Trump muss ihm aus der Hand fressen.
Abgesehen davon, dass sich da einige Leute mal wieder nicht vorstellen können, dass mal jemand vielleicht nicht mit ihren eigenen Methoden arbeitet, strotzt das Ganze dermaßen vor Unsinn, dass es weh tut.

Allein schon, wer behauptet, man hätte Clintons Daten gehackt, um Lügen zu verbreiten, hat das Prinzip des Hackens nicht verstanden. Zum Glück denkt die übergroße Mehrzahl des medienkonsumierenden Wahlpöbels gar nicht über Logik nach, sonst würde eines auffallen: Hacken kann ich immer nur die verborgene Wahrheit. Zum Lügen kann ich mir die Arbeit sparen, da muss ich mir nur was ausdenken. Also ist offensichtlich der, der behauptet, die Russen hätten Daten gehackt um Lügen zu verbreiten, derjenige, der sich gerade etwas ausgedacht hat. Das mal so zum Thema Fake-News und Medienkompetenz der Konsumenten.

Wer seine Glaubwürdigkeit nun bereits dadurch bewiesen hat, dass er von einem Märchen behauptet, die reine Wahrheit zu sein, befindet sich argumentativ auf sehr dünnem Eis und hackt auch noch fröhlich mit einer fetten Axt darauf ein.

Die lustigste Anekdote lieferte der vor Trumps Pressekonferenz, auf der dieser ganze Blödsinn zerlegt wurde als Gerüchtekocherei eines linken Kampfblattes,  zur plappernden Zeitüberbrückung zugeschaltete Erklärbär, der allen Ernstes etwa so palaverte: „Das sind Gerüchte aus Geheimdienstkreisen, das soll angeblich eine Erkenntnis sein die, so sagt man hinter vorgehaltener Hand, eventuell von einem britischen MI6-Agenten kommen der gute Kontakte zu Moskau haben soll, also eine seriöse Quelle!“

Ich habe gedacht, ich verschlucke mich an meiner eigenen Zunge, als ich das gehört habe. Aber dann dachte ich mir, was soll‘s, diese Leute bezeichnen ja auch einen einsamen Assad-Hasser in einer britischen Reihenhauswohnung, der sich den großspurigen Namen „syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte“ gegeben hat, als „seriös“ und übernehmen jede unbewiesene Behauptung sofort als Wahrheit. Wenn die Richtung stimmt ist sogar das Krakenorakel seriös, nur diese elenden Blogger und Besserwisser, die machen Fake-News.

Doch zurück zu The Donald.

Was bitteschön sollen die Russen über Trump wissen, was die eigenen Geheimdienste noch nicht herausgefunden haben? Etwas Peinliches? He, wir reden hier von Trump! Der bringt das fertig und pinkelt bei seinem ersten Staatsbesuch im Iran von der Gangway, der Stewardess direkt in den Ausschnitt! Oder dahin, wo unsere Stewardessen Ausschnitte haben, also direkt auf den Latz des Zeltes. Dem kann man mit Peinlichkeit nicht kommen.

Was Kriminelles? Wenn es da auch nur den Hauch von irgendwas gäbe was tiefer geht als steuervermeidend-kreative Buchhaltung und das rigorose Rausschmeißen krakeelender Gewerkschafter von seinen Baustellen, dann hätten CIA und Co. ihm diesen Mühlstein schon während des Wahlkampfes um den Hals gehängt und ihn genüsslich von der Brücke getreten. Die wüssten das und die hätten das auch angewandt, immerhin hat Trump ihnen auf seine bekannt diplomatische Weise angekündigt, den einen oder anderen Sessel nicht nur zu zersägen sondern höchstpersönlich zusammenzutreten. Und das auch vollkommen verständlich, denn wenn ein Geheimdienst es zulässt, dass ein russengesteuerter Präsidentschaftskandidat überhaupt über die Vorwahlen kommt, ach was, dass die Russen überhaupt so viel Macht haben, Trump zu steuern, dann haben sie aber sowas von versagt.
Wir reden hier vom Russen. Russentechnik ist eher mechanisch und nicht gerade filigran. Russentechnik setzt lieber auf Hebel als auf Chips und funktioniert auch noch nach einem EMP. Russentechnik wird mit Hammer und Ziegelstein repariert und mit Wodka geölt. Erinnert sich einer an die Raumstation „Mir“ im Film „Armageddon“? So geht Russentechnik! Die funktioniert weil sie sich nicht traut, sich einem wodkabedödelten Besitzer eines Vorschlaghammers zu widersetzen. Die bauen deshalb den schnellsten Jet der Welt, weil die arme Kiste versucht, auf diese Weise dem Piloten zu entfliehen!
Das russische Silikon Valley wurde noch nicht entdeckt und wenn russische Computerspieler die computertechnische Weltelite an die Wand nageln, dann gehören die amerikanischen Geheimdienste aufgelöst. Hacker, das sind Leute aus Amerika, aus Indien, aus China. In Russland haben Hacker ein Beil und schlagen Schneisen in die Taiga. Damit der Wodkatransport freie Bahn hat.

Aber was kann Trump noch getan haben?
Was Uuuiiii-Böses? So Marke jahrelange Spionage für die Russen? Heimliche Twitterbotschaften an die Chinesen? Sind seine peinlichen Ausritte nur verschlüsselte Geheimbotschaften für den irren Kim? „Wenn du genug Geld hast, kannst du jeder zwischen die Beine greifen“ war eine versteckte Aufforderung, mehr Atomwaffen zu bauen, so etwas „Wenn du genug Atombomben hast kannst du auch den Kapitalismus f*cken!“
Steckt Trump hinter dem Militärputschversuch gegen den Sultan des Neu-Osmanischen Reiches? Hat er vielleicht sogar Merkels Telefon abgehört? Ist er überhaupt Trump oder steckt schon Putin persönlich unter seiner Maske? Da gilt doch das Gleiche wie oben: Ein Geheimdienst, der sowas nicht entdecken würde, gehört sofort zum Erdnusspflücken delegiert.

Was geht hier eigentlich ab? Was wollen die erreichen? Trump noch kurz vor der Vereidigung abschießen? Gestern das tränentriefende umjubelte Betroffenheitsgesülze des abtretenden Präsidenten des Dampfplaudervereins und gleich im Anschluss die Klage gegen den unbequemen, polternden Großkotz, russischer Spion und Marionette Putins zu sein. Hat Trump die Macht des Apparates unterschätzt, der ihn verhindern will? Ist er sich bewusst, dass zwar jedes Flugzeug runterkommt, aber nicht jedes weich landet?

In Deutschland wird gerade getrommelt, die Russen würden Cyberattacken reiten. Zeitgleich wurde der Straftatbestand des Anzettelns eines Angriffskrieges mit 1.1.2017 abgeschafft. Zeitgleich rollen Panzerregimenter an die polnische Ostgrenze. Zeitgleich schmeißt Obama noch schnell russische Diplomaten raus. Zeitgleich wird lanciert, Trump wäre eine Puppe Putins und der wolle die ganze Welt beherrschen.

Was kommt als Nächstes? Ein fingierter Cyberangriff auf das NATO-Hauptquartier? Gefolgt von einem für diesen Fall durchaus in der NATO-Doktrin vorgesehenen „defensiven atomaren Erstschlag“? An welchem Rad drehen die, welche Panik hat die erfasst, seit ein poltriger Milliardär die Wände ihrer bequemen Blase zerschlagen hat?

Ich hoffe, die Empfehlung, sich Wasser und Lebensmittel zu bunkern, hatte nicht den Hintergrund, den einige schon letztes Jahr vermuteten. Irgendwas Dickes braut sich zusammen.

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