Putin-Fans und Amerikahasser waren noch die harmloseren
Bezeichnungen, die man sich einfangen konnte, wenn man die Meldungen über einen
angeblichen Hackerangriff der Russen gegen einen US-Stromkonzern anzuzweifeln
wagte. Und nun das:
Ohne auf die von Begeisterung getragene Verbreitung von „fake
news“ durch presseförderungsgemästete und regierungsinseratenverwöhnte „unabhängige
Qualitätsmedien“ eingehen zu wollen, zieht im Kielwasser dieser Meldungen ein
anderes Phänomen seine Bahnen, das man in den Diskussionsforen der Medien
beobachten kann: Auf Zweifel oder Fragen wird sofort mit einem ausgeprägten
Beißreflex geantwortet.
Man konfrontiere die Forenteilnehmer mit Argumenten wie:
Seit Husseins Massenvernichtungswaffen sollte man Meldungen
der Geheimdienste hinterfragen.
In dem Bericht steht nirgends, dass Moskau dahintersteckt,
sondern nur, dass es so sein könnte.
Wem nutzt es, wenn schnell noch Eskalation betrieben wird,
dem scheidenden Hampelmann der kriegstreibenden Clinton-Clique oder dem in
wenigen Tagen sein Amt antretenden "the greatest fuck you!"-Großmaul,
der sich mit Putin an einen Tisch setzen will?
Seit wann sind ausgerechnet die Russen die technologischen
Hacker-Weltmeister, wo russisches Know-How eher für Grobmotorik steht und
russische Technik den Ruf hat, eher robuster Mechanik zu vertrauen als
ausgefeilter Elektronik?
Die internationalen Software-Schmieden liegen in den USA, in
Indien und China; Russland fällt da bisher etwa so auf wie Brasilien oder
Namibia.
Was passiert? Gibt es Antworten auf solche Argumente? Ich
habe es in einigen Foren heimischer Medien probiert und in anderen, die mich
bereits wegen allzu renitentem Zweifeln hinausgeworfen haben, beobachtet.
Der Tenor der Antworten: Putin-Troll, Diktatorenliebhaber,
Sankt Petersburger Lohnschreiber, Amerikahasser, Amerikabasher,
Trump-Cheerleader...
Was sagt das über die sogenannten "Diskutanten"
aus? Abgesehen davon, dass wohl einige Tanten dabei waren, die aber nichts mit
"Disku" zu tun haben - sie besitzen keine Argumente. Es gibt keine
Beweise, es gibt nicht einmal Hinweise, es gibt nur aufgeplusterte
Agenturmeldungen auf der Basis von Vermutungen aus inhaltsfreien
Geheimdienstberichten. Propaganda. Stimmungsmache ohne Substanz,
Kriegstreiberei, Eskalation. Und begeisterte Claqueure, die jeden Zweifel an
der Wahrheit mit persönlichen Angriffen beantworten.
Die Vermutung liegt nahe, dass einige der Wortmeldungen
automatisierte Anrotzungen durch Social Bots waren. Roboter können nicht
argumentieren, sie generieren nur Textblockmelange auf Reizwort, sie sabbern
automatisch wenn das Trigger-Glöckchen erklingt. Sie sind die Schneeflöckchen
der digitalisierten Diskussionsräume, sie trällern mit blecherner Stimme:
"Lalala, ich hör dich nicht, du bist ein mieser Hetzer!" Sie sind die
Fortsetzung der Nazikeule mit modernen Mitteln, die jeden Meinungsdissidenten
sofort mit Bezeichnungen belegen, die geeignet sind, zarte Seelen von jeder
Kritik abzuhalten um nicht in den Ruch zu kommen, auf der falschen Seite zu
stehen.
Ich habe diese Zuordnungen mit angebrachtem Humor
betrachtet. Es ist nämlich vollkommen bedeutungslos, wie man von
Propagandisten, Lohnschreibern und Social Bots genannt wird. Wichtig ist, dass
man sie bloßstellt. Wie man das schafft? Mit argumentiertem Zweifel.
"Getretetene Hunde jaulen" heißt das gute alte Sprichwort. Wenn sie
jaulen, hat man sie getroffen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen