„Ich bin ein überzeugter und konsequenter Kritiker des Parteien-Parlamentarismus und Anhänger eines Systems, bei dem wahre Volksvertreter unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit gewählt werden.“
Alexander Issajewitsch Solschenizyn, 2007

Samstag, 17. Juni 2017

Nix und nix

Heute ist eine machtvolle Demonstration geplant. Muslimische Verbände haben zu einer Kundgebung gerufen, um einmal in aller Öffentlichkeit, ohne Schnickschnack und das übliche propagandistische Verdrehen irgendwelcher Surenschnipsel jenen Terroristen, die sich zur Legitimation ihrer Brutalität auf jene Religion berufen, die ihnen, soviel muss man zugeben, auch mehr als genug Quellen zur Legitimation ihrer Brutalität liefert, auszurichten, dass sie nicht dazugehören. Das öffentliche Distanzieren würde authentischer wirken, käme es nicht nach monatelangen Angriffen auf die muslimische Community, sich doch endlich einmal durchzuringen und offen Stellung zu beziehen.

Es gibt moderate Muslime. Es gibt jene, die das westliche System begriffen haben und verinnerlicht, dass Religion hier eben eine Privatsache ist und als solche dem gesamtgesellschaftlichen Zusammenleben nachgeordnet. Aber sie sind eine Minderheit. Und ich vermute, dass genau das sich auch heute wieder manifestieren wird.

Bezeichnend ist ja, dass dieser unsägliche Propaganda-Arm des osmanischen Sultans, die „ditib“, sich offen gegen diese Demonstration gestellt hat. Und so wird die große türkisch-muslimische Community in Deutschland diesem Event schon mal demonstrativ fernbleiben.

Nein, der radikale Islam, der sogenannte „islamistische“ Terrorismus, ist keine Perversion oder Falschauslegung des Islam. Er ist der reine Islam. Der wörtliche, unauslegbare, der ultraorthodoxe Islam. Und das macht es den Muslimen so schwer, den richtigen Weg der Distanzierung zu finden, denn es funktioniert nur darüber, all jene Terrorismus, Mord und Brutalität legitimierenden, ja fordernden Teile ihrer eigenen Religion abzulehnen, zu verleugnen. Wenn ein Mann von der Position des deutschen Innenministers dann immer noch von dem „Missbrauch der Religion“ faselt, dann hat das was Realitätsverweigerndes und offenbart, warum der Kampf gegen den muslimischen Terror so ins Leere geht. Wer sogar die Ursachen verleugnet (und wie letztens bei Illner wieder in einer illustren Runde die sozialen Ursachen herbeiphantasiert, komplett ausblendend, dass die Zuordnung von Ursache und Wirkung zwischen Religionsfanatismus und Wirtschaftsversagen sehr oft genau anders herum liegt) kann an der Wirkung nichts verändern.

Die türkisch-islamische Union Ditib begründete ihre Absage unter anderem damit, dass es fastenden Muslimen nicht zumutbar sei, «stundenlang in der prallen Mittagssonne bei 25 Grad zu marschieren und demonstrieren».“

Wenn sie denn wenigstens ehrlich wären. Und sagen würden, dass aus dem oben genannten Grund, nämlich der öffentlichen Abkehr von gewaltaffinen Inhalten ihrer Schriften, die wahrlich prall damit gefüllt sind, es ihnen unmöglich ist, diese Trennung von Islam und Islamismus zu vollziehen, die sich unsere Obertanen so ersehnen. Die wollen nämlich eine Bestätigung für ihre seit Jahr und Tag getrommelte Mär, dass weltweit zehntausende Kämpfer von IS und Al Kaida, Al Nusra und Boko Haram nichts, aber auch gar nichts mit genau jener Religion zu tun haben, aus deren wörtlich ausgelegten Schriften sie jede Legitimation dafür ziehen, das zu tun, was sie tun.
So gesehen kann man der „ditib“ schon wieder dankbar sein. Sie machen aus ihrem Herzen keine Mördergrube. Nur ehrlich könnten sie sein und nichts von Ramadan und Marschieren faseln.

Generell stellte der Verband fest: «Forderungen nach «muslimischen» Anti-Terror-Demos greifen zu kurz, stigmatisieren die Muslime und verengen den internationalen Terrorismus auf sie, ihre Gemeinden und Moscheen.»“

Quatsch. Mit Soße. Den internationalen Terrorismus auf Muslime und ihre Moscheen verengen tut nicht eine Demonstration gegen Terror sondern die Tatsache, dass fast alle Terroristen dieser Welt Muslime sind. Nein, nicht sich fälschlich auf den Islam berufen, sondern Muslime sind. Aus Moscheegemeinden. Einige sogar mitten in Deutschland. Das stigmatisiert die Muslime. Gegen diese Armleuchter auf die Straße zu gehen, kann ihnen einen Teil dieser Stigmatisierung wieder nehmen. Sich trotzig jeder Stellungnahme zu verweigern, vertieft das Stigma.

Eines habe ich noch zu dem Mimimi von Lamya Kaddor:

...der Ditib-Vorstand habe eine große Chance vertan «und letztlich auch Wasser auf die Mühlen von Islamhassern geschüttet.“

Nein, ihr seid nicht umgeben von „Islamhassern“. Solange ihr jeden Kritiker und jeden Nichtmuslim, der einen ehrlichen Umgang mit dem Zusammenhang zwischen dem Islam und dem Terror im Namen des Islam einfordert, sofort kreischend als „Islamhasser“ verunglimpft wird, werdet ihr mit vielen Menschen keinen Dialog finden. Und ja, man kann eine Religion ablehnen, ohne sie zu hassen. Und würde es ein solches Ausmaß an internationalem Terrorismus durch Buddhisten im Namen Buddhas und Menschenschächtungen zu seinen Ehren geben, würde ich den Buddhismus ebenso vehement ablehnen und als Gefahr für die Menschheit betrachten wie den Islam.
Tun die Buddhisten aber nicht.
Tun fast nur Muslime.

Eine Antwort darauf, warum das so ist, wird auch die heutige Demo nicht geben können.
Aber sie wird zeigen können, warum das Thema ein schweres bleibt.
Durch all jene, die ihr wegbleiben.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Die Temperatur in Köln wird übrigens etwa 20 °C betragen, keine fürchterlichen 25 °C, wie der ausgehungerte Wüstensohn halluziniert.