Heute ist eine machtvolle Demonstration geplant. Muslimische Verbände
haben zu einer Kundgebung gerufen, um einmal in aller Öffentlichkeit,
ohne Schnickschnack und das übliche propagandistische Verdrehen
irgendwelcher Surenschnipsel jenen Terroristen, die sich zur
Legitimation ihrer Brutalität auf jene Religion berufen, die ihnen,
soviel muss man zugeben, auch mehr als genug Quellen zur Legitimation
ihrer Brutalität liefert, auszurichten, dass sie nicht dazugehören.
Das öffentliche Distanzieren würde authentischer wirken, käme es
nicht nach monatelangen Angriffen auf die muslimische Community, sich
doch endlich einmal durchzuringen und offen Stellung zu beziehen.
Es gibt moderate Muslime. Es gibt jene, die das westliche System
begriffen haben und verinnerlicht, dass Religion hier eben eine
Privatsache ist und als solche dem gesamtgesellschaftlichen
Zusammenleben nachgeordnet. Aber sie sind eine Minderheit. Und ich
vermute, dass genau das sich auch heute wieder manifestieren wird.
Bezeichnend ist ja, dass dieser unsägliche Propaganda-Arm des
osmanischen Sultans, die „ditib“, sich offen gegen
diese Demonstration gestellt hat. Und so wird die große
türkisch-muslimische Community in Deutschland diesem Event schon mal
demonstrativ fernbleiben.
Nein, der radikale Islam, der sogenannte „islamistische“
Terrorismus, ist keine Perversion oder Falschauslegung des Islam. Er
ist der reine Islam. Der wörtliche, unauslegbare, der ultraorthodoxe
Islam. Und das macht es den Muslimen so schwer, den richtigen Weg der
Distanzierung zu finden, denn es funktioniert nur darüber, all jene
Terrorismus, Mord und Brutalität legitimierenden, ja fordernden
Teile ihrer eigenen Religion abzulehnen, zu verleugnen. Wenn ein Mann
von der Position des deutschen Innenministers dann immer noch von dem
„Missbrauch der Religion“ faselt, dann hat das was
Realitätsverweigerndes und offenbart, warum der Kampf gegen den
muslimischen Terror so ins Leere geht. Wer sogar die Ursachen
verleugnet (und wie letztens bei Illner wieder in einer illustren
Runde die sozialen Ursachen herbeiphantasiert, komplett ausblendend,
dass die Zuordnung von Ursache und Wirkung zwischen
Religionsfanatismus und Wirtschaftsversagen sehr oft genau anders
herum liegt) kann an der Wirkung nichts verändern.
„Die türkisch-islamische Union Ditib begründete ihre Absage
unter anderem damit, dass es fastenden Muslimen nicht zumutbar sei,
«stundenlang in der prallen Mittagssonne bei 25 Grad zu marschieren
und demonstrieren».“
Wenn sie denn wenigstens ehrlich wären. Und sagen würden, dass aus
dem oben genannten Grund, nämlich der öffentlichen Abkehr von
gewaltaffinen Inhalten ihrer Schriften, die wahrlich prall damit
gefüllt sind, es ihnen unmöglich ist, diese Trennung von Islam und
Islamismus zu vollziehen, die sich unsere Obertanen so ersehnen. Die
wollen nämlich eine Bestätigung für ihre seit Jahr und Tag
getrommelte Mär, dass weltweit zehntausende Kämpfer von IS und Al
Kaida, Al Nusra und Boko Haram nichts, aber auch gar nichts mit genau
jener Religion zu tun haben, aus deren wörtlich ausgelegten
Schriften sie jede Legitimation dafür ziehen, das zu tun, was sie
tun.
So gesehen kann man der „ditib“ schon wieder dankbar sein. Sie
machen aus ihrem Herzen keine Mördergrube. Nur ehrlich könnten sie
sein und nichts von Ramadan und Marschieren faseln.
„Generell stellte der Verband fest: «Forderungen nach
«muslimischen» Anti-Terror-Demos greifen zu kurz, stigmatisieren
die Muslime und verengen den internationalen Terrorismus auf sie,
ihre Gemeinden und Moscheen.»“
Quatsch. Mit Soße. Den internationalen Terrorismus auf Muslime und
ihre Moscheen verengen tut nicht eine Demonstration gegen Terror
sondern die Tatsache, dass fast alle Terroristen dieser Welt Muslime
sind. Nein, nicht sich fälschlich auf den Islam berufen, sondern
Muslime sind. Aus Moscheegemeinden. Einige sogar mitten in
Deutschland. Das stigmatisiert die Muslime. Gegen diese Armleuchter
auf die Straße zu gehen, kann ihnen einen Teil dieser
Stigmatisierung wieder nehmen. Sich trotzig jeder Stellungnahme zu
verweigern, vertieft das Stigma.
Eines habe ich noch zu dem Mimimi von Lamya Kaddor:
„...der Ditib-Vorstand habe eine große Chance vertan «und
letztlich auch Wasser auf die Mühlen von Islamhassern geschüttet.“
Nein, ihr seid nicht umgeben von „Islamhassern“. Solange ihr
jeden Kritiker und jeden Nichtmuslim, der einen ehrlichen Umgang mit
dem Zusammenhang zwischen dem Islam und dem Terror im Namen des Islam
einfordert, sofort kreischend als „Islamhasser“ verunglimpft
wird, werdet ihr mit vielen Menschen keinen Dialog finden. Und ja,
man kann eine Religion ablehnen, ohne sie zu hassen. Und würde es
ein solches Ausmaß an internationalem Terrorismus durch Buddhisten
im Namen Buddhas und Menschenschächtungen zu seinen Ehren geben,
würde ich den Buddhismus ebenso vehement ablehnen und als Gefahr für
die Menschheit betrachten wie den Islam.
Tun die Buddhisten aber nicht.
Tun fast nur Muslime.
Eine Antwort darauf, warum das so ist, wird auch die heutige Demo
nicht geben können.
Aber sie wird zeigen können, warum das Thema ein schweres bleibt.
Durch all jene, die ihr wegbleiben.
1 Kommentar:
Die Temperatur in Köln wird übrigens etwa 20 °C betragen, keine fürchterlichen 25 °C, wie der ausgehungerte Wüstensohn halluziniert.
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