Heute ist Helmut Kohl von uns gegangen. Über Tote soll man ja nur
Gutes sagen. Das fällt bei ihm schwer, denn er hat Großes
vollbracht und große Fehler begangen.
Kohl war ein Original. Ein Kanzler mit Ecken und Kanten, der weder
die Weltmeisterschaft in Gutmenschlichkeit gewinnen wollte noch sich
dafür interessierte, was die grünen Spinner über ihn verbreiteten.
Er polarisierte, und er hatte Rückgrat, genug um selbst Leute, die
ihn mit Eiern und Tomaten bewarfen nicht zu verklagen wie diese
weinerlichen Heulsusen heute, die Bürger vor den Kadi zerren und es
genießen, Leute zu ruinieren, die es wagen, sie nur als „ekelhaft“
zu bezeichnen. Selbst wenn sie es ganz offensichtlich sind. Nee,
„Birne“ saß das aus. Der hatte eine Teflonbeschichtung auf dem
dicken Fell.
Er war ein Bindeglied zwischen den USA und dem aus den Trümmern der
Sowjetunion aufsteigenden Russland, er schaffte das geradezu
unmöglich Geglaubte, nämlich Frankreich und Großbritannien, damals
immerhin mit einer „Eisernen Lady“ an der Spitze, dazu zu
bewegen, Deutschland wieder ein einig Vaterland werden zu lassen.
Auch wenn seine Vision von den „blühenden Landschaften“ etwas zu
optimistisch war. Aber er hat es gewagt, und er hat es gewonnen.
Widerstände knackte er durch stoische Dickschädeligkeit.
Sein größter Fehler, den er jemals beging, war eine Natter an
seiner politischen Brust zu nähren. Er musste noch miterleben, wie
aus seinem „Mädschen“ eine machtgeile Diktatorin wurde, die
alles, was er erträumt hatte, mit Genuss zertrampelt. Einem Helmut
Kohl wäre es im Traum niemals eingefallen, eine Deutschlandfahne
angeekelt wegzuwerfen. Oder mit Gestalten wie den aktuell die Spitze
der SPD bildenden Brigade von Primitivlingen und Größenwahnsinnigen
eine Koalition einzugehen. Einen Maas auf der Regierungsbank hätte
er mit dem nassen Fetzen verjagt. Und er hätte es als schlechten
Stil abgelehnt, einfach wegen irgendwelcher Vagabunden am Budapester
Bahnhof ohne jede Konsultation des Parlaments internationale Verträge
und geltende Gesetze außer Kraft zu setzen.
Mit Helmut Kohl ist die letzte große Galionsfigur der deutschen
Politik gegangen. Nach Schmidt und Genscher war er der letzte
Politiker, den man nicht nach seinem Tod mangels Rückgrat einfach
zusammenrollen kann.
Ruhe in Frieden, Helmut! Hast Großes vollbracht, wenn auch nicht
immer alles richtig gemacht. Ich habe leider keinen Birnenwein im
Haus, aber ein Gläschen Blaufränkischer tut‘s wohl auch.
Auf dein Wohl!
3 Kommentare:
Ich glaube, dass sein wohl größter Fehler war, den Euro praktisch nur als politisches Projekt zu sehen. Ich habe gerade ein Interview mit Vaclav Klaus gelesen, in welchem dieser berichtet, er hätte geradezu verzweifelt versucht, Kohl davon zu überzeugen, dass das Euro-Proket aus wirtschaftlichen Gründen nicht gelingen könne. Leider vergeblich.
Ruhe in Frieden, und mein posthumer Dank an den letzten Staatsmann Westeuropas.
Auch ihnen mein Dank, werter Fragolin, für die wohl gesetzten Worte.
"Sein größter Fehler, den er jemals beging, war eine Natter an seiner politischen Brust zu nähren."
Natter ist eine Untertreibung vom Format einer Riesenschlange. Und was den Euro angeht: Geld war ja nicht so sein Ding ;-)
Im übrigen d'accord.
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