„Ich bin ein überzeugter und konsequenter Kritiker des Parteien-Parlamentarismus und Anhänger eines Systems, bei dem wahre Volksvertreter unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit gewählt werden.“
Alexander Issajewitsch Solschenizyn, 2007

Mittwoch, 18. Januar 2017

Die Unwichtigen



Die NPD ist nicht verboten worden, und das ist gut so.

Oje, ist der Fragolin ein Nazi-Sympathisant?

Ach was, ganz im Gegenteil. Ich habe mit Anhängern von denen reden dürfen (müssen) und halte die für ziemlich kaputte Idioten, eigentlich arme Schweine, weil sie sich die falsche Ideologie zugelegt haben, um mal ordentlich auf den Putz zu hauen. Als Linker, da kannst du ganze Straßenzüge abfackeln, da kräht kein Hahn nach, aber als Rechter, puh, schon das Hakenkreuz-Tattoo im Schwimmbad zeigen kann zur Anzeige führen. Aber lassen wir mal diese armen Würstchen, die zu scharf rechts abgebogen und mit der Birne recht unsanft gegen den Feldpostkasten geknallt sind. Einen gewissen Prozentsatz Vollidioten hält jede Gesellschaft aus, am linken wie am rechten Rand. Und wir haben wenig genug davon, um die mit gelegentlichen Polizeieinsätzen in Schach halten zu können (so wir, besonders am linken Rand, denn wollen). Das hält eine Demokratie locker aus.

Nein, es ist etwas ganz Anderes, was mich freut.

Erstens: Wenn man die NPD verbietet, entsteht aus dem harten Kern eine neue Partei – anderer Name, ein paar andere Gesichter, ein paar andere Parolen, aber die gleichen Fahnen und der gleiche Führrra! dem sie folgen wollen. Also eigentlich sinnlos. Außerdem hat man doch jetzt ein ideales Sammelbecken für die; jeder, der gerne auch dem Führrra! folgen will, geht zu diesem Verein. Klares Programm, klare Ansage, klare Zuordnung. Nicht umsonst steht unter meinem Blognamen als Motto „Die Gedanken sind frei“, denn jeder kann Denken was er will und wird das auch tun, das kann man nicht ändern. Aber wenn jemand sein Denken offen vor sich herträgt, mit Symbolen oder Kleiderordnung, dann bin ich froh darüber, das nimmt mir eine Menge Arbeit ab. Ich werde niemals mit einem rastabezopften Birkenstockschlapfler über Ökologie diskutieren oder mit einer Vollverschleierten über den Wert sozialen Zusammenlebens in einer multikulturellen Gemeinschaft oder ihrem zottelbärtigen Gatten über die menschenverachtenden Suren im Koran oder einem Hakenkreuztätowierten über die Gaskammern von Auschwitz. Kann man sich sparen. Muss nicht sein.

Zweitens: Am Rand, wo einige sich verloren fühlen ohne ihre Ortsparteigruppe, suchen ein paar Leute eine neue Heimat. Und der Eine oder Andere stolpert in die AfD – und das wäre ein gefundenes Fressen, denn die AfD kann nicht bei jedem Parteieintritt eine Personenprüfung vornehmen, aber der Verfassungsschutz kennt die Leute. Genug von denen stehen ja auf seiner Gehaltsliste. Was für ein Aufreger, der bekannte(!) Neonazi XY ist in die AfD-Ortsgruppe Müritz Ost eingetreten, da haben wir den Beweis, AfD alles Naziiiis! (bekannt übrigens nur dem VS, aber dieses Wort ist wichtig in der Meldung, da „bekannt“ ja auch bedeuten kann, dass die AfD genau wusste, wer da kommt… ich weise immer wieder gerne auf diese kleinen Propagandatricks hin, damit sie auch jeder erkennen kann, wenn er sie in den Pressemeldungen sieht.)

Drittens: Bei der Gelegenheit rutschen gleich ein paar dienstfrei gewordene V-Leute mit in die andere Partei rüber und provozieren, infiltrieren und spionieren dort aus. Auch ein bekanntes Propagandamittel, kennen wir noch von dem Flaschenwurf bei der Kölner Demo nach Silvester 2015, der von einem Journalisten kam um die Polizei mit Wasserwerfern gegen die Demonstranten vorgehen zu sehen. Und die Kollegen apportierten das Stöckchen brav. Da kann dann am Rande einer AfD-Veranstaltung ein V-Mann brav die rekersche Armlänge demonstrieren und ein zufällig mitfilmender Kameramann eines beliebigen öffentlich-rechtlichen Senders strickt daraus eine Story, die zu einem Verbotsverfahren gegen die AfD führt. Selbst wenn man sie damit nicht von Wahlen fernhalten kann, wer will schon eine Partei mit so einem Skandal wählen? Alles klar?

Viertens: Die NPD ist einfach putzig. Nee, ehrlich, die haben so was Niedliches. Wollen ihr Großdoitschland zurück, wollen wieder Herrenrasse sein und so richtig die Juden vermöbeln und die faulen Neger, die ihnen die Arbeitsplätze wegnehmen (wie es um die Arbeitsmoral bestellt sein muss von jemandem, der locker durch einen „faulen Neger“ gewinnbringend ersetzt werden kann, frage ich jetzt mal nicht, aber das hat sicher mit der jüdischen Weltverschwörung zu tun). Lasst uns diesen Zoo, bitte! Den Leuten werden die fehlen, wenn ein knappes Dutzend davon am Straßenrand steht und von einem Parteitag wie in Nürnberg träumt.

Fünftens: Wenn man ganz genau hinschaut, wirklich ganz genau auf das, was die Protagonisten so tun, dann müsste man inzwischen so ziemlich jede Partei verbieten. Vorneweg die Grünen und Linken, deren Kampfgruppen gerne mal Deutschland abschaffen und deutsche Städte ausbomben lassen wollen. Ein Gedanke, der zugegebenermaßen etlichen Charme besitzt (also nicht der mit dem Abschaffen und Ausbomben, sondern der mit dem Verbot aller Parteien), aber das wird sich realistischerweise wohl nicht spielen. Also wenn es nicht möglich ist, alle abzuschaffen, dann lasst die eine auch weitermachen. Ist momentan eine der am wenigsten Schaden anrichtenden in Deutschland.

Schickelgrubern wir ihnen eine Grußkarte von der EAV und lassen sie weiterspielen. Sie haben die Aufmerksamkeit nicht verdient, die genau jene ihnen geschenkt haben, die durch dieses durchsichtige Manöver von ihrem eigenen Dreck am Stecken ablenken wollen. Der VfGH hat es erkannt: die sind zu unwichtig. Wir werden die NPD auch weiter als kleines Panoptikum am rechten Rand ertragen und dafür von den dicken Brocken am linken Rand terrorisiert werden.

„Darauf kannst du einen lassen,
Führer werden nicht gebor’n,
denn ein Führer ohne Massen
ist nur ein brauner Arsch mit Ohr’n.“
(EAV, „Eierkopf-Rudi“)

Oder ein grüner.
Oder roter.
Oder so.

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