„Ich bin ein überzeugter und konsequenter Kritiker des Parteien-Parlamentarismus und Anhänger eines Systems, bei dem wahre Volksvertreter unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit gewählt werden.“
Alexander Issajewitsch Solschenizyn, 2007

Freitag, 16. Juni 2017

Helmut Kohl

Heute ist Helmut Kohl von uns gegangen. Über Tote soll man ja nur Gutes sagen. Das fällt bei ihm schwer, denn er hat Großes vollbracht und große Fehler begangen.

Kohl war ein Original. Ein Kanzler mit Ecken und Kanten, der weder die Weltmeisterschaft in Gutmenschlichkeit gewinnen wollte noch sich dafür interessierte, was die grünen Spinner über ihn verbreiteten. Er polarisierte, und er hatte Rückgrat, genug um selbst Leute, die ihn mit Eiern und Tomaten bewarfen nicht zu verklagen wie diese weinerlichen Heulsusen heute, die Bürger vor den Kadi zerren und es genießen, Leute zu ruinieren, die es wagen, sie nur als „ekelhaft“ zu bezeichnen. Selbst wenn sie es ganz offensichtlich sind. Nee, „Birne“ saß das aus. Der hatte eine Teflonbeschichtung auf dem dicken Fell.

Er war ein Bindeglied zwischen den USA und dem aus den Trümmern der Sowjetunion aufsteigenden Russland, er schaffte das geradezu unmöglich Geglaubte, nämlich Frankreich und Großbritannien, damals immerhin mit einer „Eisernen Lady“ an der Spitze, dazu zu bewegen, Deutschland wieder ein einig Vaterland werden zu lassen. Auch wenn seine Vision von den „blühenden Landschaften“ etwas zu optimistisch war. Aber er hat es gewagt, und er hat es gewonnen. Widerstände knackte er durch stoische Dickschädeligkeit.

Sein größter Fehler, den er jemals beging, war eine Natter an seiner politischen Brust zu nähren. Er musste noch miterleben, wie aus seinem „Mädschen“ eine machtgeile Diktatorin wurde, die alles, was er erträumt hatte, mit Genuss zertrampelt. Einem Helmut Kohl wäre es im Traum niemals eingefallen, eine Deutschlandfahne angeekelt wegzuwerfen. Oder mit Gestalten wie den aktuell die Spitze der SPD bildenden Brigade von Primitivlingen und Größenwahnsinnigen eine Koalition einzugehen. Einen Maas auf der Regierungsbank hätte er mit dem nassen Fetzen verjagt. Und er hätte es als schlechten Stil abgelehnt, einfach wegen irgendwelcher Vagabunden am Budapester Bahnhof ohne jede Konsultation des Parlaments internationale Verträge und geltende Gesetze außer Kraft zu setzen.

Mit Helmut Kohl ist die letzte große Galionsfigur der deutschen Politik gegangen. Nach Schmidt und Genscher war er der letzte Politiker, den man nicht nach seinem Tod mangels Rückgrat einfach zusammenrollen kann.

Ruhe in Frieden, Helmut! Hast Großes vollbracht, wenn auch nicht immer alles richtig gemacht. Ich habe leider keinen Birnenwein im Haus, aber ein Gläschen Blaufränkischer tut‘s wohl auch.
Auf dein Wohl!

3 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Ich glaube, dass sein wohl größter Fehler war, den Euro praktisch nur als politisches Projekt zu sehen. Ich habe gerade ein Interview mit Vaclav Klaus gelesen, in welchem dieser berichtet, er hätte geradezu verzweifelt versucht, Kohl davon zu überzeugen, dass das Euro-Proket aus wirtschaftlichen Gründen nicht gelingen könne. Leider vergeblich.

M.H. hat gesagt…

Ruhe in Frieden, und mein posthumer Dank an den letzten Staatsmann Westeuropas.
Auch ihnen mein Dank, werter Fragolin, für die wohl gesetzten Worte.

Lichtenberg hat gesagt…

"Sein größter Fehler, den er jemals beging, war eine Natter an seiner politischen Brust zu nähren."
Natter ist eine Untertreibung vom Format einer Riesenschlange. Und was den Euro angeht: Geld war ja nicht so sein Ding ;-)
Im übrigen d'accord.